Kloster Benediktbeuern
Das Kloster Benediktbeuern ist eine Niederlassung der Salesianer Don Boscos in Benediktbeuern in Bayern in der Diözese Augsburg unweit des Kochelsees.
Inhaltsverzeichnis |
Benediktinische Geschichte des Klosters
Das St. Jakob und St. Benedikt geweihte Kloster wurde um 739/740 als Benediktinerabtei durch Mitglieder der Huosi, einer einheimischen Adelsfamilie, gegrĂŒndet. Die Mitwirkung des hl. Bonifatius gilt als sicher. Es gab eine Schreib- und Unterrichtsschule, von deren Arbeit zahlreiche Codices aus dem 8. und 9. Jahrhundert zeugen. 955 wurde das Kloster jedoch durch die Magyaren (Ungarn) zerstört, was mit dem Ende des karolingischen Schulwesens einherging. Das Kloster wurde jedoch durch den hl. Bischof Ulrich von Augsburg (923-973) wiederaufgebaut und 1031 durch Benediktiner aus dem Kloster Tegernsee neu besiedelt. Unter Abt Gothelm und den Mönchen Gotschalk und Adalbert kommt es zu einer neuen BlĂŒte der Schreibschule und auch die botanischen Forschungen und die Anlage von HeilkrĂ€utergĂ€rten um 1200 ist bezeugt. Um 1250 deckte die Klosterbibliothek mit rund 250 Handschriften den ganzen Bereich des damaligen höheren Bildungswesens ab. 1530/40 wurde die systematische Klostergeschichtsschreibung durch P. Antonius Funda vertieft. Es wurden in Benediktbeuern theologische, philosophische und naturwissenschaftliche Studien betrieben. Im dreiĂigjĂ€hrigen Krieg wurde das Gymnasium aufgelöst, allderings bereits 1689 mit sprachlichen, musischen, mathematischen und botanischen Schwerpunken wiedereröffnet. Kurz vorher zwischen 1669 und 1679 wurde die heutige barocke Form der Klosteranlage geschaffen. 1700 wurde durch P. Karl Meichelbeck OSB (â 1734) erstmals die quellenkritische Methode der Geschichtsschreibung in SĂŒddeutschland mustergĂŒltig angewandt. Er ist der Verfasser der Historia Frisingensis (Geschichte des Bistums Freising) und des Chronicon Benedictoburanum (Geschichte des Klosters Benediktbeuern). 1698 wurde die Hochschule (commune studium) im Ă€uĂeren Nordtrakt eröffnet. Der Bibliothekskomplex stammt aus dem Jahr 1722.
Die SĂ€kularisation 1803
Das Kloster wurde 1803 im Zuge der SĂ€kularisation aufgelöst. In der Klosterbibliothek wurde dabei die Carmina Burana , eine Sammlung von Vagantenliedern aus dem 13. Jahrhundert gefunden. Die Handschrift, auch Codex Buranus genannt, befindet sich heute in der Bayerischen Staatsbibliothek. Auch viele andere Handschriften und eines Teils der gedruckten BĂŒcher wurden nach MĂŒnchen ausgelagert. Die ehemaligen Mönche gingen zum Teil als UniversitĂ€tsprofessoren nach Salzburg (P. Ăgidius Jais OSB als Pastoraltheologe), Landshut (P. Sebastian Mall OSB als Orientalist) und MĂŒnchen (P. Florian Meilinger OSB als Mathematiker).
Das Kloster zwischen SĂ€kularisierung und 1930
Den Klosterkomplex erhielt Josef von Utzschneider . Joseph von Fraunhofer errichtete hier 1805 eine GlashĂŒtte. So konnte hier Joseph von Fraunhofer hier unter anderem das schlierenfreie bzw. wellenfreie Flintglas entwickeln und die Frauenhoferschen Linien entdecken, die fĂŒr die Entwicklung der Spektralanalyse bedeutsam geworden sind. 1818 ĂŒbernahm der Bayerische Staat das Kloster und nutzte als militĂ€rischen Fohlenhof ( Remontendepot ), dann als Kaserne, Invalidenheim, Genesungskrankenheim fĂŒr Soldaten und als GefĂ€ngnis. 1925 wurde die ehemalige Klosterbrauerei geschlossen.
Salesianische Geschichte des Klosters
Seit 1930 nutzen die Salesianer Don Boscos die GebÀude wieder als Niederlassung einer Ordensgemeinschaft. Heute leben und arbeiten dort rund 45 Salesianer Don Boscos.
Philosophie und Theologie
1931 grĂŒndeten sie dort eine "Theologische Studienanstalt" fĂŒr ihre Ordensmitglieder, aus der die heutige Philosophisch-Theologischen Hochschule (PTH) hervorging. 1941 kam es zu schweren BeeintrĂ€chtigungen durch den Nationalsozialismus. Im Kloster wird eine Zahlmeisterschule der Deutschen Wehrmacht eingerichtet. Erst nach 1945 konnte sich die Ordensniederlassung neu entfalten. 1946 kam es zur GrĂŒndung eines Gymnasiums fĂŒr spĂ€tberufene Priesteramtskandidaten. Dieses bestand bis 1964, als es nach Buxheim bei Memmingen verlegt wurde. Durch die Affiliation der Philosophisch-Theologischen Hochschule 1970 zunĂ€chst an die Theologische FakultĂ€t, dann 1976 auch an die Philosophische FakultĂ€t der Universitas Pontificia Salesiana in Rom, erwarb sich die Hochschule weitere Rechte. 1981 erfolgte die staatliche Anerkennung der PTH als nicht-staatliche wissenschaftliche Hochschule. 1990 wurde der PTH das staatliche Promotionsrecht im Bereich der Katholischen Theologie verliehen. AuĂerdem wurde in diesem Jahr das Institut fĂŒr Salesianische SpiritualitĂ€t errichtet. 1992 wurde sie durch die Congregatio de Institutione Catholica zur Theologischen FakultĂ€t erhoben und erhielt dadurch auch das kirchliche Promotionsrecht . 2000 folgte das Habilitationsrecht . 1998 wurde an der PTH die Clearingstelle "Kirche und Umwelt" errichtet. 2003 wurde aufgrund dieser VerĂ€nderungen auch ein neues Leitbild erstellt.
SozialpÀdagogik
1967 wurde ein Jugendleiterseminar eröffnet, das 1968 in die "Höhere Fachschule fĂŒr SozialpĂ€dagogik der Salesianer Don Boscos" umgewandelt wurde. 1971 wurde die Höchere Fachschule fĂŒr SozialpĂ€dagogik in die Kirchliche Stiftung des öffentlichen Rechts "Katholische BildungsstĂ€tten fĂŒr SozialpĂ€dagogik in Bayern" als Abteilung Benediktbeuern der Katholischen Siftungsfachhochschule MĂŒnchen ( KSFH ) integriert. Seit 1. Oktober 1990 wurde an der KSFH der Studienschwerpunkt "Umwelt- und KulturpĂ€dagogik" eingerichtet.
Jugendpastoral
1978 kam es zur GrĂŒndung des Jugendpastoralinstituts Don Bosco Benediktbeuern als kooperierende Institution sowohl zur PTH als auch zur KSFH. Es dient der Fort- und Weiterbildung von FachkrĂ€ften aus Einrichtungen und Diensten der Kinder- und Jugendhilfe.
Jugendherberge, Aktionszentrum und Zentrum fĂŒr Umwelt und Kultur
Sehr frĂŒh wurde im ehemaligen Kloster eine Jugendherberge untergebracht, die dem Deutschen Jugendherbergswerk angeschlossen ist. Sie ist spezialisiert auf Klassenfahrten, Jugendfreizeiten, Expeditionen, Exkursionen und HĂŒttentouren. FĂŒr die praktische Jugendarbeit wurde Mitte der 70er Jahre das sog. Aktionszentrum Benediktbeuern eröffnet, die sich vor allem auf Orientierungstage fĂŒr Schulklassen und Offene Veranstaltungen fĂŒr Jugendliche und Junge Erwachsene spezialisiert hat. 1988 wurde das Zentrum fĂŒr Umwelt und Kultur Benediktbeuern errichtet. Es dient der Jugend- und Erwachsenenbildung zu diesen beiden Themen. Dazu gibt es ein Museum, Ausstellungen, Konzerte, Landschaftspflege, Biotope und Lehrpfade.
Auslastung
An den beiden Hochschulen studieren zusammen, zum Teil im Doppelstudium, rund 600 Studierende. Die Jugendherberge ist mit 64000 Ăbernachtungen die am besten ausgelastete Jugendherberge Deutschlands. 14000 Jugendliche nehmen an Orientierungstagen und Offenen Veranstaltungen des Aktionszentrums teil. Und das Zentrum fĂŒr Umwelt und Kultur erreicht mehr oder weniger intensiv rund 90000 Besucher.
Stiftungen
2001 kam es zur GrĂŒndung der Don-Bosco-Stiftung Benediktbeuern und der Don-Bosco-Hochschulstiftung, die die Arbeit der Salesianer in Benediktbeuern finanziell mit absichern helfen sollen. Beide Stiftungen sind Teil des Don-Bosco-Stiftungszentrums .
GroĂbrĂ€nde
Das Kloster erlebte mehrere GroĂbrĂ€nde. 1490 wurde dabei das zentrale KlostergebĂ€ude zerstört. Den letzten erlebte es 1979, als unter anderem der halbe Nordtrakt mit dem FachhochschulgebĂ€ude in Flammen aufging.
Weblinks
- Homepage Kloster Benediktbeuern
- Philosophisch-Theologische Hochschule Benediktbeuern (PTH)
- Benediktbeuern - Alles ĂŒber das Klosterdorf
- Weitere Informationen zur Geschichte, siehe: Klöster in Bayern
Koordinaten:
47° 42' 27" N, 11° 23' 57" O
Kategorien : Bad Tölz-Wolfratshausen | Kloster der Salesianer Don Boscos | Kloster in Bayern | Salesianer Don Boscos
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Wikipedia
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